5 Evangelische Petruskirche - Bergbau-Lichterkriche Ramsbeck
In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann man, den Ramsbecker Bergbau in großem Stil industriell auszubauen und zu erweitern. Dazu warb man Arbeitskräfte an, die um 1854 aus dem Harz, Thüringen und Sachsen in den Ramsbecker Raum einwanderten.

Am 4. Oktober 1854 erreichte der erste Treck der Bergleute und ihrer Familien die Kolonie Andreasberg. Es waren durchweg evangelisch getaufte Christen, die zu einer Gemeinde zusammengeführt werden sollten.
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Die Entstehung einer evangelischen Gemeinde
Der theologische Kandidat und Hilfsprediger August Disselhoff leistet dabei grundlegende Arbeit. Er tritt am 6. März 1855 seinen Dienst in Andreasberg an. Viele Bergleute stehen der Kirche bzw. dem christlichen Glauben fern und ablehnend gegenüber. Armut, kulturelle und soziale Verwahrlosung bestimmen ihren Lebensalltag.
Eine Arbeiterwohnung in Andreasberg wird notdürftig zu einem „Local“ eingerichtet, in dem Disselhoff am 10. März zum ersten Mal einen Gottesdienst feiert. Am 17. März findet in Heinrichsdorf ein erster Gottesdienst statt; hier hatten Bergleute vor allem aus Sachsen eine Unterkunft erhalten. Disselhoff besucht die Leute in ihren Häusern und lernt vor Ort die Misere ihrer Lebensverhältnisse kennen. Er vertraut darauf, dass er durch das Wort der Bibel, durch Predigt und katechetische Unterweisung, aber auch durch das persönliche Gespräch Zugang zu den Menschen finden könne. Der hohe Zuspruch, den er in den Gottesdiensten erfährt, übertrifft seine Erwartungen. Er schafft damit die Grundlage für die erste evangelische Gemeinde im Ramsbecker Raum.

August Disselhoff ist der Dichter des Liedes „Nun ade, du mein lieb Heimatland“, das er 1848 in Arnsberg verfasste.
August Disselhoff als junger Mann

Der Bau einer Kirche

Nach Jahren, in denen man sich mit Provisorien behelfen musste, nach langwierigen Verhandlungen mit der oberen Kirchenbehörde konnte schließlich „zu Joanni“ (24. Juni 1878) der Grundstein für die evangelische Kirche in Ramsbeck gelegt werden. Der Mindener Stadtbaumeister Wilhelm Moelle entwarf den Bau im neugotischen Stil als Saalkirche. Die Bausteine wurden „vor Ort“ gebrochen. Der Kirchenraum war zu Beginn für 168 Plätze eingerichtet; zusätzlich waren auf der Orgelempore Kindersitze vorgesehen. Auffallend ist der offene Glockenträger über dem Portal.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Am 1. Adventssonntag 1879 wurde die Kirche von Generalsuperintendent Wiesmann und Superintendent Marpe aus Soest eingeweiht. Somit ist sie eine der ältesten evangelischen Kirchen im Hochsauerland.

Die neu entstandenen Orte Neu-Andreasberg und Heinrichsdorf, deren Häuser für die fremden Bergmannsfamilien errichtet wurden, bildeten zunächst die pastoralen Schwerpunkte für die ersten hier tätigen Seelsorger. Später verlagerte sich das Zentrum der Gemeinde nach Ramsbeck.

Seit 1978 steht die Kirche unter Denkmalschutz, weil sie in ihrer bis heute fast unveränderten Gestalt „ein später Nachläufer der Kirchbauten nach Musterentwürfen der Berliner Oberbaudeputation aus der Jahrhundertmitte … und für den Kirchenbestand des Hochsauerlandkreises von Bedeutung ist.“

1995 wurde der gesamte Bau saniert und gründlich renoviert. Er bekam den Namen „Petrus-Kirche“.

Die Kirche als Ort
neuer religiöser Erfahrung

Die Anzahl der Gemeindeglieder hat sich gegenwärtig stark verringert. Der Kirchbau bleibt aber Symbol einer christlichen Lebensausrichtung.

Er verweist auf die ersten Anfänge in einer schwierigen Zeit der Industrialisierung im Ramsbecker Raum, in der die zugewanderten Bergarbeiterfamilien eine neue Existenz suchten. Ihnen konnte die junge evangelische Gemeinde Schutz bieten und den sozialen Zusammenhalt in der neuen Heimat stärken.

Auch nach Kriegsende 1945 fanden viele vertriebene Menschen aus Schlesien. Pommern und Ostpreußen hier eine Unterkunft. Sie gehörten bald zur evangelischen Gemeinde, in der sie auch Kontakte zu den Menschen in der neuen Umgebung knüpfen konnten. Heute lädt diese Kirche erneut dazu ein, im Gebet, im Zuhören und in stiller Besinnung, im Nachdenken und Betrachten Abstand vom Alltag zu gewinnen. Eine „Lichterkirche“, Ort spiritueller Erfahrung, die ihre eigentliche Bestimmung auf neue Weise in den Blick bringt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Innenaufnahmne des Chorraumes der Kirche mit Lichtinstadllation

Das Projekt
„Bergbau-Lichterkirche Ramsbeck“ wird vom „Förderverein Sauerländer Besucherbergwerk Bestwig-Ramsbeck e.V.“ unterstützt und wurde   von der Europäischen Union und dem Land Nordrhein-Westfalen als LEADER-Projekt gefördert.  

Ramsbeck, 26. November 1879